Sonntag, 21. Januar 2007

Porto Pollo

Ich werde von jetzt an Geotags in den Blog einbauen, d.h. Links auf die Orte wo wir waren in Google Earth. Die könnt ihr natürlich nur öffnen, wenn ihr Google Earth installiert habt.

Dienstag, 5. September 2006

Nach zwei Tagen am Paradiesstrand von Cupabia, entscheiden wir uns, den angefangenen Wanderweg Mare e monti sud nun doch einmal fortzusetzen und rüsten uns für den Aufbruch, wissend, dass die nächste Etappe nicht allzu anstrengend werden dürfte. Die Füße klagen nach wie vor von der letzten Tortour...


Das Ende der Etappe erreichen wir dann überraschendweise noch am selben Vormittag - in einem kleinen Bergdorf, in dem es sogar einen ordentlichen Campingplatz mit Schwimmbad gibt. Wir entscheiden dennoch, weiterzuwandern, um den nächsten größeren Ort am Meer, Porto Pollo zu erreichen.

Porto Pollo ist auf den ersten Blick total unkorsisch und dabei so stark, dass der Ort schon fast wieder korsisch erscheint. Unkorsisch, da der Ort aus einer langgestreckten Straße besteht, die den langen weißen Sandstrand nachzeichnet. Entlang reihen sich etliche Hotels mit mindestens drei bis vier Sternen. Die Straße sieht entsprechend gepflegt, schon fast steril aus. Der Strand ist überfüllt mit (wohl überwiegend festlandfranzösischen) Rentnern. Auch der Strand selbst scheint sehr steril, da man nur etwa 50 Meter weit schwimmen kann: Dahinter folgt eine Absperrung, da dann der Yachthafen von Porto Pollo beginnt. Grausig.

Korsisch ist der Ort aber dadurch, dass er in seiner Sterilität zwar nicht das alte, halb verfallene aber Charmevolle Korsika verkörpert, dafür aber das neue, mit Hotels und Souvenirshops zugestopfte. Sicher ist es auch irgendwie legitim, immerhin verdienen die Korsen so ihr täglich Brot heutzutage. Aber es doch schade, da dabei das alte Korsika, die korsische Identität immer mehr in den Hintergrund gerät oder ganz zerstört wird.

Aber zurück zu den Reisenden: Wir sind gezwungen, den Nachmittag am Strand zu verbringen und etwas zu hungern. Zwar gibt es in Porto Pollo einen Supermarkt, Gemüsehändler und einen Bäcker - aber die halten bis 16.30 Uhr Siesta. In unserer Verzweiflung müssen wir uns wieder an Kaktusfeigen vergreifen, die am Strand wachsen. Dies stellt sich aber schnell als Fehler heraus, da die Stacheln anders als beim ersten Mal nicht nur in den Finger steckenbleiben sondern auch in der Zunge, wo sie sich auch nicht mehr herausziehen lassen. Da heißt es warten und die Zähne zusammenbeißen, bis sie von selbst herauskommen.

Glücklicherweise gibt es in Porto Pollo einen Campingplatz, wo wir uns einchecken [GeoTag]. Auch das gehört zum "Touristencharme" des Ortes: Der Platz heißt Club Köln und alle Schilder sind auf deutsch. So passt es denn auch, dass wir dort zwei junge Menschen aus Franken treffen (wohl gerade vor dem Abi) und die anders als wir via Bus und Zug umherziehen, da ihnen beim Wandern die Rucksäcke zu schwer geworden sind. Am Abend treffen wir dann noch ein anderes Pärchen, das ein Stück weit den Hochgebirgs-Wanderweg GR20 gelaufen ist. Als es in ihrer Gruppe einen Verletzten gab, entschieden sie sich, auf den einfacheren Mare e monti sud auszuweichen. Die beiden machen einen sehr fitten Eindruck und schaffen wohl jeden Tag mindestens eine Etappe mehr als wir.

Den Abend begießen wir - das erste mal auf Korsika: Es gibt korsisches Bier aus Kastanienmehl Pietra, die hiesige Spezialität. Die gleiche Brauerei stellt auch Corsica Cola her, die überall auf der Insel stark beworben wird. Der Abend klingt mit einer Plauderrunde über Krieg, Schwaben, Ostdeutschland, Islamismus und Rassismus aus.

2 Kommentare:

Hannah hat gesagt…

Iih, Kaktusstacheln in der Zunge? Da muesst ihr aber schon ganz schoen Hunger gehabt haben.
Ist Porto Pollo eigentlich korsisch? Weil, klingt spanisch.

pikarl hat gesagt…

die meisten ortsnamen auf korsika sind italienisch (korsika war für jahrhunderte genuesisch). oft steht aber auf den schildern die korsische version - wie auf dem einen foto: porto pollo heißt auf korsisch portu poddu. auf dem schild ist der "französische" name porto pollo daher auch übermalt - offensichtlich von seperatisten. sowas sieht man da ziemlich oft.