Donnerstag, 21. Juni 2007

Leben

Das Leben ist manchmal merkwürdig. Lange habe ich in diesem Blog nichts mehr geschrieben, obwohl so Vieles, auch sehr viel Schönes passiert ist. Ich war zwei Wochen mit Christines Familie in Italien. Nun bin ich schon wieder zwei Wochen in Tübingen. Das Studium geht weiter und obwohl es so viele schöne Momente gibt, die man eigentlich festhalten sollte, um sich später daran zu erinnern, tue ich das doch viel zu selten. Aber dann gibt es jene Momente im Leben, von denen ich bisher erstaunlich verschont geblieben bin. Es gerät plötzlich alles ins Wanken, etwas woran man von tief innen geglaubt hat, das so tief in einem steckte, dass man ihn bisher einfach intuitiv hingenommen hat, ohne viel darüber zu reden.

Und plötzlich gibt es einen lautlosen Knall. Irgendwo in weiter Ferne passiert etwas, das man selbst nie für möglich gehalten hat. Und auch wenn man selbst jenem Fernen Leben längst entwachsen ist, erreichen einen doch die Schockwellen jenes Ereignisses. Alles gerät ins Wanken. Und doch geht das Leben weiter. Ich gehe in die Uni, treffen Freunde. Und doch ist irgendwie alles anders, der Blick auf die Dinge ist völlig verstellt, die Perspektive hat sich völlig verändert.

Die meisten die das gerade lesen, wissen wahrscheinlich nicht, was mich so sehr bewegt. Deswegen schreibe ich von Tübingen: Ich komme gerade aus der Stadt. Nachdem es den halben Tag geregnet hat, ist gegen Abend der Himmel aufgeklart und ich war mit den Leuten vom Akkordeonorchester in der Altstadt beim Café Piccolo. Das Café liegt direkt an der Ammer, schräg gegenüber vom Italiener im Nonnenhaus. Direkt am Bach spielte Norbert - unser Orchesterleiter - gemeinsam mit einem Gitarristen argentinischen Tango. Leute schlenderten vorbei mit einem Eis in der Hand, der Hausmeister vom geologischen Institut mit seinem Kind, Paare, glückliche Familien... Die Sonne strahlt noch die Oberkanten der Fachwerkhäuser an, es war angenehm lau, der Regen hat die Luft reingewaschen. Und ich sitze mittendrin, sauge die friedliche Abendatmosphäre ein und es ist alles wie immer, und doch alles anders. Wahrscheinlich bin ich es, der ver-rückt wurde.

Ich werde hier demnächst öfter schreiben.