Mittwoch, 10. Januar 2007

Genua

Dienstag, 29. August: Unterwegs in Genua


Der folgende Tag wurde ganz der Erkundung Genuas gewidmet. Hier herrschte ein anderes Klima als in Mailand: Frische salzige Meerluft hielt den allgegenwärtigen Verkehrssmog in Schach und unsere vier konnten durchatmen und die angenehme Augustwärme der Mittelmeerküste zum ersten Mal genießen, war doch in ihrer Heimat der Sommer bisher auffällig zurückhaltend mit der Abgabe von Sonnenstrahlen umgegangen.


Die Reisenden erkundeten zuerst die schmalen Gassen mit Geschäften, die Gemüse, Pasta und Süßwarne feilboten, um dann den teilweise verfallenen Hafen in Augenschein zu nehmen. Das hölzerne Piratenschiff, dass in einem Film von Roman Polanski zum Einsatz gekommen war, wurde von außen zwar begutachtet, die Idee einer Enterung mit darauffolgender Fahrt nach Korsika auf eigene Faust wurde jedoch schnell verworfen: Die Müdigkeit von der Reise am Tag zuvor saß noch zu tief. So begnügten sie sich, am Nachmittag ein Eis genießend Passanten zu beobachten.


Der Arm war schließlich ganz einem Kartenspiele gewidmet, das innerhalb der Abenteuer unserer Gefährten noch eine wichtige Rolle einnehmen sollte: Skat. Karl musste jedoch erst einmal die Grundzüge nahegebracht werden.


Dienstag, 30. August: Land in Sicht!


Die noch immer ermüdeten Abenteurer verließen schon um sechs Uhr ihre warmen Betten, um sich bepackt mit dem Marschgepäck in den stickigen genuesischen Bussen einen Weg zum Fährhafen zu bahnen. Dort angekommen lässt die angekündigte Fähre jedoch noch über zwei Stunden auf sich warten, so dass sich die geduldigen Reisenden zu einem Kartenspiele niederlassen. An Bord des Dieselrauch speienden Ungetüms können sie sich dann endlich von den Unwegsamkeiten der letzten Tage erholen und ein Schläfchen in der Sonne halten – einige von ihnen tun dies auch, um der Seekrankheit ein Schnippchen zu schlagen. - Denn der Kahn schaukelt gut vernehmbar.

Nach wenigen Stunden Fahrt meldet der Ausguck an der Rehling: Land in Sicht! Sofort versammeln sich die Gefährten, um die auftauchende „Insel der Schönheit“ (wie der Reiseführer behauptet) zu begutachten. In der Tat zeigt sich Korsika und die nordöstlich gelegende Hafenstadt Bastia bei bestem Wetter und glasklarem Wasser. Dort angekommen müssen die Vorräte wiederaufgefüllt werden und ein Platz zum Nächtigen ausgekundschaftet werden. Obwohl ein Obsthändler in Hafennähe den Reisenden ungebührliche Preise für eine Melone und anderes Obst abverlangt, stürzen sie sich mit viel Appetit auf die süßen Speisen und dem Produkt französischer Backkunst, das von nun an Hauptnahrungsquelle bilden soll: Das Baguette.


Weiterhin schwer bepackt ist man nun auf der Suche nach dem Campingplatz, der laut dem ortskundigen Reiseführer nicht weit hinter der Altstadt liegen soll (ohne jedoch eine genaue Zeitangabe für den Fußmarsch abzugeben). Vorbei an Napoleondenkmählern und verfallenen Wohnhäusern, direkt neben einer ansehlich hergerichteten Kirche, führt es die müden Füße bald in die Zitadellenstadt, von sich ein vortrefflicher Blick auf die Bucht von Bastia genießen lässt.

Bald geht es entlang einer viel befahrenen Fernverkehrsstraße, die zum Verzücken der dürstenden Wanderer bewachsen ist von früchtetragenden Kakteen, was sie dazu bemüßigt, von ihnen zu probieren, dabei aber die unauffällig feinen Nadeln nicht beachten. Der Genuss des süßen rötlichen Inhalts wird daher ­geschmälert von zerstochenen Händen, die noch Stunden später mit viel Geduld behandelt werden müssen. Vermutlich wären die Wanderer weniger verdrossen über die Stiche gewesen, hätten sie gewusst, dass dies nicht der letzte und ärgste direkte Kontakt mit diesen Früchten auf ihrer Reise sein sollte.


Ihre Lagerstatt erreichen sie spät, denn es dämmert bereits. Zwar wirkt diese eher düster als einladend, doch die zwei Zelte können die Gefährten am Strand direkt an der sanft wogenden See aufschlagen. Bald schon nachdem das bereitete Abendmahl mit frischem Gemüse und Nudeln verspiesen war, sanken die Vier in einen tiefen traumlosen Schlaf.

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