Dienstag, 6. Februar 2007

Ostermayermontag

Hallo liebe Leser der Tübingen Times, die ihr treu in aller Welt verstreut die Nachrichten verfolgt, die es aus der Heimat gibt!

Nach langer Zeit der Schweigsamkeit, in der ich die Redaktionsarbeit ausschließlich meinem lieben Kollegen überlassen habe, greife ich nun endlich wieder einmal zu Feder und Papier - oder neumodischer zur Tastatur - um mich bei der Welt zurückzumelden!

Denn zu berichten gäbe es natürlich so manches. Da wäre zum einen die enorme Unschärfe zu verzeichnen, die sich im Moment über das Physikalische Institut gelegt hat und den Ausgang der QMI-Klausur in nicht scharf messbaren Zuständen hält. Zum anderen wäre die Bekanntmachung einer geschlossenen Gesellschaft nächsten Samstag im Gasthof zum hungrigen Physiker angebracht, bei der kein anderer als ich selbst als offizieller Auslandskorrespondent der Tübingen Times eingesetzt wird...

Doch was mich heute beschäftigt, ist etwas ganz anderes: Noch hallen in meinen Ohren die Harfenklänge nach und Bilder und Fantasien, ausgelöst durch die Worte des Erzählers ziehen vor meinem Auge her.

Denn wir waren gestern im Vorstadttheater (das ist die ehemalige Latrine der französischen Garnison in Tübingen) beim „Ostermayermontag“ und haben uns in die Zeit von Arthur, Merlin und Ginevra versetzen lassen…

Es gibt kaum etwas tolleres als eine gute Geschichte – das einzige, was noch besser ist, ist eine außergewöhnlich erzählte gute Geschichte! Und Geschichten erzählen kann dieser Ostermayer wirklich gut! Von Harfe untermalt, mal lustig und mal ernst - immer im Kontakt mit den Zuhörern und mit einer tollen Mimik und Gestik... Erzählen, wie jemand erzählt, ist nicht gerade spannend ;-) das muss man einfach selber erleben!

Damit ihr nicht ganz vor Neid zerplatzt, hier zumindest einige Kostproben aus dem Text…

KAY:

(es geht darum, dass Lanzelot mit Ginevra ausreiten möchte, aber noch ein Dritter mit soll…)

„Nun eh…“ sprach Kay, der Seneschall, ins allgemeine Schweigen hinein. „Ich geh da gerne mit, warum denn nicht? Gilt es den Segen des Hauses zu mehren, hat sich ein Seneschall in ehrenvoller Bescheidenheit selbst Drachen zum Fraß vorzuwerfen. Um wie viel angenehmer dünkt es mich, der Königin zu einem Nachmittag in der Natur und dem Gemahl zu ein paar ungestörten Stunden des Regierens zu verhelfen, und sei’s in meiner Eigenschaft als Kavalier des Kavaliers. Als Ritter des Ritters der Königin. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt. An Frühlingstagen wie heute heißt meine Devise: Ich Zweien gedient, so lässt sich auch dem Dritten helfen. Zum Beispiel, wenn man ihn vor Ungestüm bewahrt. Seid getrost, ihr Edlen, mit etwas Glauben an die Menschheit wird alles gut. Auch ist ein Spazierritt im Wiesengrund kein Gang in die Schlacht. Zur Rechten die Bessere Hälfte des Königs, zur Linken dessen Rechte Hand, wer möchte da nicht Mittler… äh… der Mittlere sein, und wie die Dinge stehen, aber immerhin noch nicht lliegen, ist meine Begleitung, ich würde wohl sagen: Conditio qua sine non… Ich geh da gerne mit, warum denn nicht?“

„Als sie gewiss war, dass er schlafe, stand sie leise auf, nahm ihren langen Schleier, umgab damit die Weißdornhecke, unter welcher Merlin schlief, und vollendete die Verzauberung, ganz so, wie er solche sie gelehrt; neunmal ging sie um den geschlossenen Kreis und neunmal wiederholte sie die Zauberworte, bis er unauflöslich war, dann ging sie wieder hinein, setzte sich leise wieder auf den vorigen Platz und legte Merlins Kopf sich wieder in den Schoß.“

Vom ersten Tag an ließ Morgana ihre Tochter allein im Wald aufwachsen. Sie war die Durstige, die sich selber stillte. Die Hungrige, die sich selber nährte. Die Fragende, die sich selber Antwort gab. Doch jede Antwort zeugte neue Fragen: Wie groß war die Welt, wer regierte sie? War das Kommende dem Jetzigen inbegriffen? Und musste seine Gestalt wechseln, wer vom Engbemessenen ins Weite wollte?

Fragen, nichts wie Fragen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website tue-times.blogspot.com Links tauschen